Ghettos im besetzten Polen

Warschauer Ghetto

Reste der Mauer des Warschauer Ghettos

Der Zweite Weltkrieg brachte viel Leid über Europa. Die Zahl der Opfer ist erschütternd, aber noch erschütternder ist die Haltung gegenüber den Juden. Ihre Massenvernichtung löste Wut, Angst, Entsetzen und andere ähnliche Gefühle aus. Für diese Art der „Säuberung“ wurden ganze Lager, so genannte jüdische Ghettos, eingerichtet. Die größte in Europa befand sich in der polnischen Hauptstadt Warschau.

jüdische Gemeinde

Das Jahr 1939 war der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im September besetzte die deutsche Armee Warschau, das zu dieser Zeit mit rund 380.000 Menschen die größte jüdische Gemeinde hatte. Von Beginn der Besatzung an waren ihre Vertreter massiven Verfolgungen ausgesetzt. Sie wurden ihrer Wohnung, ihres Eigentums und ihrer finanziellen Mittel beraubt. Juden wurden zu Zwangsarbeit verurteilt und von der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ausgeschlossen.

1940 wurde auf dem Gebiet der Stadt durch den „Gouverneur des Warschauer Bezirks“, Ludwig Fischer, ein „jüdisches Wohnviertel“ eingerichtet. Das Gebiet befand sich im nördlichen Teil. Später wurde das Gebiet durch eine Mauer von den anderen abgeschnitten. Die Mauer war 3,5 m hoch. Der Stacheldraht erschwerte das Überklettern.

Alle Juden wurden Bewohner des Ghettos. Wenn sie außerhalb des Ghettos blieben, wurden sie erschossen. Die Mitglieder der Gemeinschaft wurden aus allen anderen Bezirken der Stadt und auch aus den umliegenden Gebieten zwangsumgesiedelt. Die Bedingungen waren so schrecklich, dass die Menschen nicht einmal genug Platz zum Schlafen hatten.

Die Schrecken des Ghettos

Der deutsche Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki war einer der Überlebenden des Warschauer Ghettos. Das Gebiet sei durch eine enorme Überbevölkerung gekennzeichnet, die zu entsetzlichen hygienischen Problemen führe. Tödliche Krankheiten wie Tuberkulose, Typhus und andere waren die Folge. Jeden Tag konnte man morgens eine wachsende Zahl von Leichen beobachten, die später in Massengräbern verscharrt wurden.

Während die jüdische Gemeinde buchstäblich im Sterben lag, diente ihr Wohnort als faszinierende Attraktion für das Dritte Reich. Es wurden Bustouren durch das Viertel angeboten. Die Gruppen wurden zu den Friedhöfen geführt, aber es wurde kein Mitgefühl gezeigt. Außerdem waren sie neugierig auf die Scheune, in der sie ein Lager für die Leichen eingerichtet hatten.

Ein weiterer Grund für das Massensterben war der Hunger. Die deutschen Behörden erlaubten eine Höchstmenge von 184 Kalorien pro Tag. Zur gleichen Zeit erhielten die Polen auf ihren Befehl hin 634 Kalorien und die Deutschen 2310 Kalorien. Deshalb sahen die Leichen in der „berühmten“ Scheune aus wie dutzendweise aufgestapelte Skelette.

Der Aufstand im Ghetto fand am 19. April 1943 statt. Nur ein paar hundert Menschen standen 2.000 bis an die Zähne bewaffneten Deutschen gegenüber. Die ungleichen Kämpfe waren auch durch Waffen gekennzeichnet. Gegen die deutsche Artillerie wurden Geschütze und Brandbomben eingesetzt, also moderne Waffen. Natürlich hatte der Aufstand keine Chance, aber der Versuch ging in die Geschichte ein.

Konsequenzen

Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit für die Tragödie wurde durch ein Ereignis geweckt. 1970 kniete der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt vor einem Denkmal für diejenigen nieder, die als Helden des Warschauer Aufstands galten. Seine Geste wurde als Schuldbekenntnis für die von der deutschen Armee begangenen Gräueltaten bezeichnet. Aber die polnischen Medien haben diese Geste nicht beachtet.

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